Simelibärg (Das alte Guggisbergerlied)
- 's isch äben e Mönsch uf Ärde
Simelibärg!
Und ds Vreneli ab em Guggisbärg und
ds Simes HansJoggeli änet em Bärg
s isch äben e Mönsch uf Ärde, won
i möcht byn ihm sy.
- U stirben i vor Chummer Simelibärg!
Und ds Vreneli ....
U stirben i vor Chummer, so leit me mi y ds
Grab.
- Dört unde i der Tiefi Simelibärg!
Und ds Vreneli ....
Dört unde i der Tiefi, da steit es Mülirad.
- Das mahlet nüt als Liebi Simelibärg!
Und ds Vreneli ....
Das mahlet nüt als Liebi, die Nacht und auch
den Tag.
Eigentlich war alles klar; wir würden
dieses Lied nie spielen! Zu abgelutscht. Nun ist uns
diese "entharmonisierte" Version passiert.
Plötzlich wars nötig. Mehr zum Lied findet
man in Urs Hostettlers Buch.
Christine: Xang; Corin, Walter: Chor;
Dide: Drehleier; Matthias: Geige; Thomi: Handorgel;
Catrina: Fagott; Markus: Cajon, Perc., Schalmei; Patrick
Sommer: EBass
Bohnelied
Gyggis, gaaggis, Eiermues! (1)
D'Gäns die gange barfuess,
barfuess gange si!
Hinder em Ofe stande si. (2)
Hätte si Schüehli, so leite si aa;
d'Frou isch dr Meischter, nid der Maa. (3)
Ds Chölbli zieht der Rieme;
im Oberland isch niemer,
im Underland isch Vogelsang. (4)
Alte Maa, wie läbsch du lang!
Ha gmeint du sygsch scho gschtorbe,
jitz bisch Chindlifrässer worde. (5)
1: Verhöhnung der vorgeschriebenen
Fastenspeise
2: die Barfüssermönche schnattern (singen)
auf den Strassen wie Gänse. In ihren Zellen ist
kein Ofen erlaubt; sie müssen dahinter stehen und
frieren
3: gerne würden sie Schuhe tragen; doch die sinnlose
Ordensregel ist stärker als die Vernunft
4: Franz Kolb, der populäre und unerschrockene
Prediger, läutet die Berner Reformation ein. Im
Oberland findet er (wegen der Umtriebe des Klosters
Interlaken) keinen Anklang; die Leute im Unterland freuen
sich über die neue Lehre
5: der alte Mann ist die Messe. Man wundert sich, jetzt
wo man die Bibel verstehen lernt, dass sich die alten
Zeremonien und Dogmen halten können. Die
Mönche führen bereits die Kinder in die Messe
ein und führen sie dem Papst zu.
"Bohnenlieder" hiessen im ausgehenden Mittelalter
die Schmäh und Spottverse auf die politischen
Ereignisse der Zeit. Ackerbohnen waren die eintönige
Armen und Fastenspeise, sogar Viehfutter. Ein
"Bohnenlied" war demnach ein vulgäres,
minderwertiges Lied. "Das geit über ds Bohnelied"
heisst soviel wie: Das geht eindeutig zu weit. Diese
Redensart erinnert an dieses bitterböse Bohnenlied,
mit dem die Berner am Aschermittwoch 1523 die Mönche
und die Messe verhöhnten.
Niklaus Manuel soll es verfasst haben. Während
der Reformation wurde es zum Schlager; Bauern und Bürger
stimmten es in den Kneipen an, die Kinder sangen es
in den Gassen.
(abgeschrieben aus "Anderi Lieder" von Urs
Hostettler)
Corin, Christine, Walter, Dide, Markus:
Xang; Christine: Böser Jodel; Markus: Cajon, DunDun,
Djembe, Shaker; Matt: EBass; Anton Bruhin: Trümpi
Ich hab die Nacht getrôimet
- Ich hab die Nacht getrôimet, wohl einen
schweren Traum,
es wuchs in minem Garten ein Rosmarienbaum.
- Der Friedhof war der Garten, das Bluemenbeet es
Grab
und von dem grüenen Baume, sprang Chron und
Blüeten ab.
- Die Blüeten tät ich sammeln in einem
goldnen Chrug,
der fiel mir aus den Händen, dass er in Stücken
schlug.
- Draus sah ich Perlen rinnen und Tropfen rosenrot,
was soll der Taum bedüten, Herzliebster bist
du tot?
Oft wird Brahms als Komponist dieses traurigen
Liedes angegeben. Möglich, falls er es schon lange
vor seiner Geburt schrieb. Es als Schweizer Volkslied
auszugeben wäre allerdings verwegen.
Corin: Xang; Dide: Busukis; Catrina:
C3 Fagott; Thomi: Handorgel; Matt: EBass; Markus:
Cajon, RenaissanceTrommel
Heilige St. Florian
- Heilige St. Florian, s Leiterli duruuf, s früürt
mi a d'Finger, bi ä suscht nid wohluuf, du
chönntisch mir doch sicher au en Bränz
oder zwei la spendiere.
s muess ja nid grad e ganzi Chilesuppe sii, es Mäss
oder zwei, Zypräss und Rosmarei, s wär
kei Narretei, ich wär derbii.
- Heilige St. Andreas vo Brabant: mini Zwilchehose
sind scho uf de Gant, si tüend mer glii de
Bättlermarsch mit Chnüppelstöck tirigiere.
Du wüsstisch doch de Wäg zu Späck
und Hame glii, fäntsch mer sicher au e bravs
Wiiberguet drii: es Bänkli vor der Tür,
es Chessi übrem Füür, s wär
mer eischter ghüür da derbii.
- Heilige St. Martin mit Verlaub: Bisch doch nid
a bedne Ohre taub - du wüsstisch mer doch sicher
eini, woni mit mögt gutschiere. s mues
ja nid grad s Ammeheiris Töchterli sii.
Drü Seck Gold, da pfiifi drii, es Hämpfeli
da und det, wänn si nume so vill hett, gnueg
ume hetti für öis zwei.
- Heilige St. Johann und Baptist, wänn Du wüsstisch
wie mängisch ums Härz mir isch, wänn
die Jumpfere mit irem Holz vorem Huus tüend
plagiere.
Du schicktisch grad eini übers Fäld mir
naa, si müesst ja nid grad e ganzi Schiiterbiigi
ha: es Hämpfeli da und det, wänn si nume
so vill hett, gnueg ume hetti für öis
zwei.
H. P. Treichler hat diese unfromme Litanei
in der Gegend von Einsiedeln gehört und in seinem
Buch "Z'underst und Z'oberst" veröffentlicht.
Leider unterschlug er uns Strophe 5 und 6. Schade, es
wäre lustig und spannend, auch die unfromme Seite
der traditionellen Lieder zu hören. Im Zeitalter
von "political correctness" gefiele so ein
wüster Rohling, neben all den properen Helden.
Walter: Xang und Akustische Gitarre;
Dide: Tamburiza; Thomi: GeiserÖrgeli; Matthias:
Geige; Markus: RenaissanceTrommel
Chelleländer Spinnerlied
- Schnurre, schnurre um und um, Redli trüll
di ume
öiseri Sach schtaat schüüli chrumm,
d Leue tüends scho brumme
- Chume jez grad us de Schtadt, hei zu Wyb und Chindere
ha mit em Gäneraal Andermatt, Züri wele
plündere.
- Doch vergäbis vor de Schtadt, simer alli
xässe,
will die Chleechue Andermatt, d Chugle hät
vergässe.
- Öisi Seck die träägi häi,
lèèr vo allne Schätze,
langi Nase, müedi Bäi und die alte Fätze.
- Schnurre, schnurre um und um, Redli trüll
di ume,
sisch mer jez grad nüme drumm, Züri z
birribumme.
Corin, Christine, Walter, Dide, Markus:
Xang; Matthias: Geige; Thomi: GeiserÖrgeli;
Dide: Busuki, E-Gitarre; Markus: Cajon, Timbales, Shaker;
Matt: EBass
Röseligarte Band 3. Kurlige
Geschichte über die Beschiessung Zürichs durch
General Andermatt, eine Art General Dosthum der Schweiz.
Überhaupt hat die ganze Geschichte fast "Afghanische"
Ausmasse. Deshalb schreibe ich hier viel Hintergrundinformation,
die mir Dieter Ringli liebenswürdigerweise
zukommen liess.
Er schrieb:
Hanns In der Gand veröffentlicht das Lied
1917 unter dem Titel "Chelleländer Zug"
und bemerkt dazu "Zug der Zürcher Oberländer;
Spottlied aus der Zeit der Helvetik 1802".
Offenbar hat ein General Andermatt am 10. und 13. September
1802 Zürich beschossen, allerdings erfolglos. Da
Napoleon im August 1802 seine Truppen aus der Schweiz
abgezogen hatte, sind Bürgerkriege ausgebrochen
zwischen den Konservativen (Föderalisten), die
die alte Ordnung wieder herstellen wollten und den Unitariern,
die die Errungenschaften der Helvetik (Zentralregierung,
Aufhebung der alten Privilegien der Städte) beibehalten
wollten.
Otto von Greyerz schreibt: "Mündlich
aus Zürich, Spottlied auf den misslungenen Versuch
des helvetischen Generals Andermatt, die Stadt Zürich
durch eine Beschiessung zum Gehorsam gegen die Einheitsregierung
zu zwingen. Das Lied ist einem jener Spinner aus dem
Zürcher Oberland (Chelleland, eigentlich das Tösstal),
die sich den Truppen Andermatts anschlossen und dann
enttäuscht abzogen, in den Mund gelegt."
Von der drolligen Wut der mit leeren Taschen heimkehrenden
Chelleländer erzählt aus eigener Erinnerung
Jakob Stutz in seiner Selbstbiographie "Sieben
mal sieben Jahre aus meinem Leben". Den Chelleländern
ging es wohl nicht so sehr um eine fortschrittliche
Politik, als um Beute aus einer erhofften Plünderung
der Stadt.
1799-1802, Zürich ist Schauplatz von Schlachten
zwischen Franzosen, Österreichern und Russen. Nach
den Besetzungen und Kriegen übernehmen Konservative
die Führung, was zum Aufstand der Bevölkerung
im Bockenkrieg führt.
Im zweiten Koalitionskrieg 1799 lieferten sich
französische und alliierte Heere auf Ostschweizer
und Innerschweizer Boden erbitterte Auseinandersetzungen.
1800 war die Schweiz wieder in fester Hand des Siegers
Frankreich. Innenpolitisch entbrannten zwischen der
Partei der Unitarier und jener der Föderalisten
heftige Kämpfe, die verschiedene Staatsstreiche
zur Folge hatten, bei denen auch Napoleon seine Finger
im Spiel hatte. Im Herbst 1802 erfolgte nach dem Rückzug
der französischen Besatzungstruppen der Aufstand
der Innerschweizer Kantone. Dieser "Stecklikrieg",
von patrizischen und klerikalen Kreisen angezettelt,
führte wiederum zur Intervention Frankreichs. Napoleon
beendete schliesslich den Streit, als er im November
1802 zahlreiche Unitarier und Föderalisten nach
Paris bestellte und ihnen im März 1803 die Mediationsakte
übergab die Schweiz kehrte wieder zum Föderativsystem
zurück "aber nur bedingt", wie
Ulrich Im Hof schreibt: "Die Kantone sind wieder
souveräne Staaten, aber an die Bundesverfassung
gebunden, die eine gewisse Einheitlichkeit, besonders
in der Aussenpolitik und der inneren Ordnungspolitik
garantiert. Alte Privilegien und Unterschiede bleiben
aufgehoben."
Stecklikrieg: Nach dem Abzug der franz. Truppen
aus der Schweiz im Sommer 1802 brachen insbes. in den
ehem. LandsgemeindeKt., in Zürich, in Teilen
des ehem. helvet. Kt. Baden und weiteren Gebieten des
Aargaus sowie in Bern föderalist. Aufstände
aus (Helvetische Republik). Der Versuch der helvet.
Regierung, die Unruhen zu unterdrücken, führte
am 28.8. zum Gefecht beim Pass an der Rengg, das die
Aufständischen gewannen, am 10. und 13.9. zur erfolglosen
Beschiessung der Stadt Zürich durch helvet. Truppen
und schliesslich zum Aufmarsch der Aargauer, Solothurner
und Berner Föderalisten gegen Bern. Nach einer
kurzen Beschiessung kapitulierte die helvet. Regierung.
Diese Erfolge beurteilte Napoleon als für die von
ihm ins Auge gefasste polit. Ordnung auf dem europ.
Kontinent gefährlich und diktierte deshalb der
Schweiz eine durch die kampflos wieder einmarschierenden
franz. Truppen klar als Diktat erkennbare Mediation.
England nahm diese Verletzung des Friedens von Lunéville
u.a. zum Anlass, Frankreich den Krieg zu erklären.
Friedrich von Schillers Arbeit am "Wilhelm Tell"
geht unmittelbar auf den föderalist. Aufstand von
1802 zurück, dessen spätere Bezeichnung (Steckli,
besser Stäckli für Holzknüppel)
von der teilweise dürftigen Bewaffnung der Aufständischen
herrührt.
Andermatt, Joseph Leonz, geboren 5.5.1740 Baar,
gestorben 2.11.1817 Baar. Nach einer verm. gymnasialen
Ausbildung trat A. um 1758 in franz. Dienste und nahm
am Siebenjährigen Krieg teil. 176368 stand
er in span. Diensten. 1769 übernahm A. als Hauptmann
eine Kompanie in franz. Diensten. 1790 bekämpfte
A. in Nancy einen Aufstand, an dem auch sein Regiment
beteiligt war, und wurde dafür zum Ritter des St.LudwigsOrdens
ernannt. Im Sept. 1792 kehrte A. nach Zug zurück.
1793 trat er als Oberstleutnant in sardin. Dienste und
warb in Zug Truppen. In Italien kämpfte A. im 1.
Koalitionskrieg und wurde 1796 Oberst und Bataillonskommandant.
Er kam 1797 in Haft, da er nicht für Frankreich
gegen Österreich ziehen wollte. Im Frühling
1798 kehrte A. nach Zug zurück, wo er die Miliz
organisierte und gegen die Franzosen führte. Nach
der Niederlage bei Hägglingen wurde A. zum Befürworter
der Revolution. 1799 nahm A. als Brigadier der helvet.
Legion im Piemont am 2. Koalitionskrieg teil, in dessen
Verlauf er in österr. Gefangenschaft geriet. Nach
der Befreiung diente er 1800 als helvet. Brigadeoberst.
Im Sommer 1801 war er Regierungskommissär in Graubünden.
Im Okt. 1801 führte A. den föderalist. Staatsstreich
militärisch an und wurde zum General ernannt. Zugleich
wurde er Senator des Kt. Zug. Ende 1801 wurde A. Beisitzer
im Kriegsdep., distanzierte sich aber bald von den Föderalisten,
unterstützte im April 1802 den unitar. Putsch und
führte im Bürgerkrieg die Regierungstruppen
gegen die Altgesinnten. 1802-03 vertrat A. seinen Kt.
an der Consulta in Paris. Danach zog sich der vielseitig
begabte, aber opportunist. General auf sein Landgut
in Baar zurück.
Am Himmel staat es Schtèrndli
- Wäns Abigglöggli isch verklunge,
versinkt au hinder em Bèrgli d'Sunne
und d Wält wird plötzlich müüslistile,
doch s'Härz i syne Tröime lacht.
Refrain: Am Himmel staat es Schtèrndli z'Nacht
im grosse Stèrnemeer
und wänis xee schpaat i de Nacht,
so wèr i gèrn bi Dir.
... wo magsch Du wool sy?
... tänksch Du au a mich?
- I tänk a Dich min Schatz und plange,
bis Zyt isch äntlich ume gange,
ich frôg nach Dir di tuusig Stèrne,
öb Du mich nüd vergässe tuesch.
Refrain
Klassiker von Arthur Beul aus den 40iger
Jahren, als die Volksmusik mit UnterhaltungsJazz
vermengt wurde. Was man darf es nicht vergessen
damals zu Kontroversen führte, "was
man darf" und ob das noch "richtige"
Volksmusik sei.
Diese Diskussion geht bis heute weiter. Die Antwort
weiss ich auch nicht, doch wenn ich all den "Brunz"
höre, frage ich mich manchmal auch ....
Christine, Corin: Xang; Matt: BaritonGitarre;
Anton Bruhin: Trümpi
Es hät es Schneeli gschnyet
- Es hät es Schneeli gschnyet, s'isch nani
a der Zyt.
Ha wele zue mim Büeli gaa, da häts mir
de Wäg verschnyt
- Häts dir de Wäg verschnyet, so gang
der Aaperi na.
Det oben uff der Höchi, da xeeni dis
Büeli staa.
- Das isch ja nid mis Büeli, das sind zwei
Bäumeli.
Das eini treit Musgate das andere Nägeli.
- Musgate die sind süessi und d'Nägeli
die sind rèss.
Ich gabs mim Lieb z'versueche, dass' myner nid vergäss.
- Ach Scheide, ach Scheide das isch e pitters Chruut
und wäni wüsst wo's wachse tèt
so grabti d'Wurzlen uus.
- Grab uus, grab uus mit frôide und nimm si
mit der Häi.
Und lass der's nie erläide: min äige sollsch
du sein.
Büeli: Buhle (Schätzli)
Aaperi: Schneefreier Boden
Röseligarte Band 5. Von Otto
von Greyerz 1870 in Davos aufgezeichnet. Er liess
5 Strofen als "fremde Einschiebsel" weg und
meint, dass mehrere Lieder mit ähnlichem Anfang
einst im Deutschen Sprachraum weit verbreitet waren
und bis ins 15. Jahrhundert, wenn nicht weiter zurück
reichten.
Muskaten und Nägeli (Nelken) sind übrigens
oft verwendete Rauschmittel. Sie wirken erogen, ob getrunken,
geraucht oder beim gemeinsamen Bad im Absud.
Corin: Xang, Baby-Handörgeli;
Matt: Bass; Matthias: Geigen; Markus: RenaissanceTrommel,
Talking Drum, Shaker; Anton Bruhin: Trümpi
Chuereihen der Siebenthaler
I bin e Bèrgfrou wohlgemueth,
eh ja guet.
Chleis Meitschi tryb ume, tryb ane, tryb ine, tryb use
den bruune Stier.
Die rächte Chnabe sy no nyt hier, si sy no doobe
uf der Egg u horned em schwarz-bruun Anni i z'Bett.
Hinten am Niese, vorem Niese, da sy di zwo schönschten
Alpen im Sibenthal
Aus der "Sammlung von Schweizer Kühreihen
und Volksliedern, 1805"
Christine & Josefina Lehmann: Xang;
Markus: Monochord, RenaissanceTrommel, Talking
Drum, Effekte; Anton Bruhin: Trümpi, E.T. (Elektrisch
Trümpi)
Es wird schi ate muuse
- D' Lüüt sägen i sei liederlich,
i sötti besser huuse,
i weiss nit ob i huuse kha, es wird schi ate muuse!
- Wänn i e Rappe Gält verdien, so gibi
zähni uuse,
i weiss nit ob das ghuuset isch, es wird schi ate
muuse.
- Ab schöne hübsche Maiteli da tät's
mi gar nid gruuse,
i weiss nid ob's ne au so gaat, es wird schi ate
muuse.
Walter brachte dieses Lumpenliedli aus
dem Prättigau. Es wird sich dann weisen, zeigen
(muuse, von mauser?), mag dieser Titel heissen.
Walter: Xang, Akustische Gitarren;
Thomi: GeiserÖrgeli; Matthias: Geige; Dide:
Banjo; Matt: EBass; Markus: Cajon, Bongos, Guiro
De root Schwiizer
- Ach Mueter, liebi Mueter, gib du mir einen Rat:
Es lauft mir alli Morge, (tiri-ralla-la...) en roote
Schwiizer naa.
- Ach Tochter, liebi Tochter, de Rat den geb' ich
dir:
Lass du den Rooten fahren, blyb noch ein Jaar bei
mir!
- Ach Mueter, liebi Mueter, de Rat dè isch
nüd guet,
de Root, de isch mir lieber, alls all dis Haab und
Guet!
- Isch dir de Rooti lieber, alls all min Haab und
Guet,
so pack dis Bündeli zäme und lauf dem
Roote zue!
- Ach Mueter, liebi Mueter, de Root de hät
nüd vill,
gib du mir tuusig Taler, chani chauffe wasi
will.
- Ach Tochter , liebi Tochter, der Taler sind nüd
vill,
din Vater häts versoffe bi Tanz und Chegelspiil.
- Häts mir de Vater versoffe, bi Tanz und Chegelspiil,
so möcht si en Schtei drab erbarme, dass ich
sini Tochter bin!
- Wèr ich als Knabe geboren, wollt' ziechen
in das Fäld,
wollt folgen Pfeiffen, Trommeln dem Kaiser um sein
Geld.
Röseligarte Band 1. Von Greyerz
schreibt: Beispiel eines gemeindeutschen Liedes mit
guter schweizerischer Lokalfarbe. Der "root Schwiizer"
ist ein Schweizersöldner im roten Waffenrock, der
1703 von Ludwig XIV. eingeführt wurde. In den zahlreichen
deutschen Fassungen des Liedes, die bis ins 16. Jahrhundert
zurück gehen, findet man an Stelle des rooten Schwiizers
einen "stolzen Reiter", "frischen Fähnrich",
einen Goldschmied, Bergmann usw. Das Mädchen erscheint
als Grasmagd, Graserin und auch als Wäscherin.
Diese Version lernte Walter als Kind vom alten Giacomo
Saluz.
Walter: Xang; Dide: Drehleier; Thomi:
GeiserÖrgeli; Matthias: Geige; Catrina: Fagott;
Markus: Cymbals
Entlebuecher Tellenlied von 1653
- Als man zählt sechzehn hundert und drei und
fünfzig Jahr,
ereignen sich gross Wunder; ist kund und offenbar.
Ich sing es niemer z'tratzen; man söll mich
recht verstohn:
Von wegen ganzen Batzen ist dieser Krieg herkon.
(1)
- Ach Gott, ich wellt sie klagen, des Landmanns
grosse Klag;
es ist, wie ich werd sagen, gar heiter an dem Tag.
Gleich wie zu Tellen Leben, also tut's jetzt hergohn:
Der Landmann sollt hergeben, geb (2), wo'rs möcht
überkon.
- Ach Tell! ich wollt' dich fragen: wach uf von
dinem Schlaf!
Die Landvögt wend alls haben, Ross, Rinder,
Chälber, Schaf.
Ein jeder Herr will leben wie'n junger Edelmann;
es muss es ihm hergeben, der arme, gringe Mann.
- Ein armer Bauernzüttel der nicht wollt ziehen
dran,
macht Entlebuecher Knüttel (3) mit eisnen Stefzgen
(4) dran.
Drum, liebe Eidgenossen! Stönd zsamen, haltet
fest!
Verachtet Herrenpossen und schüchet fremde
Gäst. (5)
- Thüend's ussem Land verjagen alsbald mit
gwehrter Hand,
um Fried' und Rueh zu haben in eurem Vaterland.
Denkt an den Brueder Chlausen (6) und sprechet früeh
und spat:
"Mit Knüttel muss man lausen" und
folget mynem Rat.
1: Die Abwertung der Batzen löste
die Protestbewegung der Landleute aus.
2: Gleichviel
3: Wohl Christen Schibi von Eschholzmatt, der ehemalige
Wirt und Reisläufer, der hunderte von Knüttelträgern
durch das Tal paradieren liess.
4: Stäbe
5: die rücksichtslosen, korrupten Luzerner Vögte
im Entlebuch? oder die fremden Söldner, die "gefrorenen
Welschen", welche die Regierung zur Niederschlagung
des Aufstandes herbeirufen wollte?
6: ihren Mut schöpften die Luzerner Landleute u.a.
aus einer (vermeintlichen) Bruder Klausen Prophezeiung,
die ihnen den Sieg in der grossen Weltschlacht auf dem
Emmenfeld und darauf Frieden und Freiheit versprach.
Die Not der Deutschen während des
Dreissigjährigen Kriegs (1618-1648) bescherte
den Schweizer Bauern einen gewissen Wohlstand: Der Schwarzhandel
blühte, die Preise für landwirtschaftliche
Produkte stiegen. Bei Kriegsende gab es ein böses
Erwachen. Mit den Preisen der Nahrungsmittel sank auch
der Wert der mit Hypotheken beladenen
Höfe.
Heimkehrende, mittellose Reisläufer überschwemmten
das Land. Geldgierige Vögte machten den Untertanen
das Leben mit hohen Bussen schwer. Ende 1652, just nach
den grossen Märiten, werteten die Regierungen die
Handmünzen um die Hälfte ab. Eine unerhörte
Erregung ging durch die Täler.
Kein Wunder, dass der Bauernaufstand seinen Anfang im
Entlebuch nahm die Talschaft hatte sich vor Zeiten
freiwillig unter die Schutzherrschaft Luzerns gestellt
und war stolz auf ihre alten Vorrechte. Als ein hoher
Herr leichtfertig mit Krieg und fremden Söldnern
drohte, wollten es die Entlebucher den ersten Eidgenossen
gleichtun: Sie marschierten trutzig mit eisenbeschlagenen
Knütteln durchs Land, an der Spitze drei Tellen
mit Pfeil und Armbrust.
Zur Befriedung der Bauern reiste am 14. Februar 1653
eine Delegation des Luzerner Rates ins Entlebuch. Dort
sangen die Knüttelmänner das neue Tellenlied.
Als Schultheiss Dulliker die Untertanen langfädig
zum Gehorsam gegenüber ihrer von Gott gesetzten
Obrikeit ermahnte, fiel ihm ein Landmann ins Wort: "Ja,
ja! Ihr seid von Gott, wenn ihr gerecht, vom Teufel
wenn ihr ungerecht handelt!" Darauf brachte die
Meute all ihre Forderungen vor die hochwohlgeborenen
Herren kehrten unverrichteter Dinge nach Luzern zurück.
Nach der Zerschlagung des grossen Bauernaufstandes hob
ein Hängen, Rädern und Köpfen an. Die
revolutionären Bauern wurden dutzendweise
mit oder ohne Gerichtsverfahren von den Siegern
im Namen des Staates (wohl auch im Namen Gottes) ermordet!
Parallelen zu Heute sind wohl rein zufällig.
Alles (ausser dem letzten Satz) aus Urs Hostettlers
Buch Anderi Lieder abgeschrieben. Er hat zum
Thema ein Buch verfasst: "Der Rebell vom Eggiwil"
(Zytgloggeverlag).
Dide, Walter: Xang; Dide: Tamburiza,
Helvetische Sackpfeife; Matt: BaritonGitarre;
Markus: RenaissanceTrommel
Mi Schatz, wänn du tuesch z Chilche ga
- Myn Schatz, we du zur Chilche tuest gah,
lueg mi nit gäng eso a!
Süst säge die fuule Chlapperlüt (1),
mir ziehjen enageren a.
- Myn Schatz, we du y ds Witshuus tuest gah,
bring mir nid gäng so das Glas!
Bring's nume den angere Meitschene o;
däich nüsti, du gönnist mir's bass!
- Myn Schatz, we du zum Tanze tuest gah,
tanz nit gäng ume mit mir!
Tanz nume mit angere Meitschene o;
znacht chunnst de sicher zu mir.
- Myn Schatz, we du de z Märyt tuest gah,
chram mir nit gäng eso vill!
we du dys Güetli verchramet hest,
was soll i de tue mit dir?
- I ha dir na nie nüüt verchrämerlet,
i ha dir na nie nüüt vertah.
Du bist mer niene so lubi (2) xii,
wie-n i der gliiche ha tah.
1: böse Mäuler
2: du warst mir gar nicht so lieb (laubi)
Röseligarte Band 6. Lied aus
dem Haslital.
Hostettler schreibt in Anderi Lieder: Die Warnung
des hochnäsigen Mädchens, das Liebesverhältnis
geheim zu halten, mit der brüsken Antwort des Knaben
war allgemein bekannt, wie Jeremias Gotthelf in den
"Freuden und Leiden eines Schulmeisters" 1839
schreibt.
Walter: Xang, Akustische Gitarre; Thomi:
Handorgel; Matthias: Geige; Dide: Tamburiza; Catrina:
Fagott
Ein ûberauss schönes Liedt vom Todt
- Auff auff, mein mensch, mach dich bereit.
Lass dir von saumen nur nicht lang traumen,
nur nicht lang traumen, dan jetz ist zeit.
- Bereit dich wohl, es gibt ein krantz,
der todt richt allen, noch seim gefahlen,
noch seim gefahlen zu seinem dantz.
- Bald kert er da, bald dorten ein,
es ist zu b'sorgen, du müösest morgen,
du müösest morgen der erste sein.
- Allen der todt kombt für die thür,
die sünd thue büössen, zum dantz
wir müössen,
zum dantz wir müössen, hilfft nix darfür.
Totentanz aus der Liederhandschrift der
Maria Josepha Barbara Brogerin von 1730, "Mit wass
freüden soll man singen". Herausgegeben von
Joe Manser und Urs Klauser.
Siehe auch: www.tritonus.ch.
Corin: Xang; Christine: Stimm-Effekte;
Thomi: Handorgel; Matthias: Geige; Dide: Tamburiza;
Catrina: Fagott; Markus: Glockenspiel
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